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Die vielen Gesichter der Online-Zusammenarbeit

Ist es nicht erstaunlich, über welch zahlreiche Kanäle wir heute kommunizieren können? Es müssen nicht immer E-Mails sein. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gibt es bessere Alternativen – je nach Intention und Kommunikationstyp.


Kennen Sie das Gefühl, wenn die innere Stimme mit der Tastatur verschwimmt? Wenn die Gedanken nur so in den PC fließen und man gar nicht groß filtern kann, sondern jedes gedachte Wort auf dem Bildschirm erscheint? Vielen von uns ist das tägliche Tippen in Fleisch und Blut übergegangen. Das fällt umso leichter, wenn man ein Mensch der Schrift ist, eine Leseratte, ein Bücherwurm.

In meinem Arbeitsalltag war es über lange Zeit selbstverständlich, dass gemailt wurde. Das ist auch absolut sinnvoll, wenn man sich Dateien schicken muss und die Zusammenarbeit sehr routiniert abläuft. Rückfragen sind dann eher selten und können meist unkompliziert per Mail beantwortet werden.


Wie viele Menschen (auch im Berufsumfeld) lieber telefonieren oder Sprachnachrichten verschicken und wie unterschiedlich kommunikative Bedürfnisse sind, habe ich erst während der Freiberuflichkeit begriffen.


Eigentlich ist es wenig überraschend: Kaum kam ich etwas raus aus der Verlagswelt, hatte ich mehr mit Menschen zu tun, die sich im Schriftlichen nicht ganz so pudelwohl fühlten (und möglicherweise unter anderem deshalb textliche Unterstützung brauchten). Für den Erstkontakt ist zwar trotzdem eine Nachricht an meine weisstexte-Adresse üblich, aber danach ist die Kommunikationsform offen: ob schriftlich oder mündlich, von minimalistischen Textnachrichten bis zu briefähnlichen Mails (mit Datum, Anrede, Grußformel und sämtlichen akademischen Titeln), WhatsApp-Sprachnachrichten und Anrufen oder einer Facebook-Message.


Welcher Kommunikationsweg liegt dem oder der Auftraggebenden?

Für die Zusammenarbeit werden unterschiedliche Instrumente präferiert. Klassiker sind Word- und Exceldateien, die per Mail versendet werden, aber auch in PDFs und PowerPoint-Präsentationen habe ich schon gearbeitet. Das Hin-und-her-Schicken spart man sich über Google Drive; dort geteilte Texte oder Bilder kann ich per Link direkt bearbeiten. Über MS Teams und Aufgabenkärtchen mit Datei-Anhang können auf übersichtliche Weise große Mengen an einzelnen Texten transferiert werden. Wenn es um Korrekturen von Onlinecontent geht, kopiere ich diesen in Word und versehe ihn mit nachvollziehbaren Änderungen, zusätzlich hilft zur Orientierung ein Screenshot. Manche Auftraggebende beweisen großes Vertrauen, indem sie mir Zugang zu ihren Systemen gewähren, damit ich darin arbeiten kann.

Flyer oder Manuskripte habe ich auch schon ausgedruckt per Post zugeschickt bekommen – das ist im Sinne guter Lesbarkeit super, allerdings wären meine Korrekturen auf Papier für die Kund:innen nur mühsam zu verarbeiten gewesen. Also bietet sich ab Schritt zwei dann doch die Worddatei an.


Es ist wirklich Typsache, habe ich den Eindruck. Manche Menschen gehen erst im sicheren Rahmen vorher editierbarer Textnachrichten aus sich heraus; sie empfinden es als Vorteil, dass vor dem Absenden einer E-Mail nichts in Stein gemeißelt ist. Andere brauchen das Zwiegespräch, um durch den direkten persönlichen Draht Vertrauen aufbauen zu können.


Plädoyer fürs Telefonieren

Merkwürdigerweise ist das Schreiben nicht immer so präzise wie man meint. Ein Telefonat lässt weniger Missverständnisse zu, weil Nachfragen sofort möglich und mit weniger Aufwand verbunden sind. Gerade für eine Geschäftsanbahnung ist das somit unersetzlich. Außerdem werden durch den Klang der Stimme und die Sprachmelodie Emotionen viel direkter transportiert. Diese schriftlich mitschwingen zu lassen, ist eine Kunst, und dennoch besteht immer die Schwierigkeit, dass der oder die Empfangende die Worte im Kopf auf seine Weise hört und ihnen eine Botschaft zuschreiben könnte, die gar nicht mitgedacht war. Ein Videotelefonat – heute der Standard für Meetings, Vorstellungsgespräche und Abstimmungen – bietet zu den Vorteilen eines Gesprächs noch die optische Ebene.


Fazit: Auch wenn mir das Schreiben grundsätzlich eher liegt, schätze ich Telefonate sehr. Am Ende sollte der Kommunikationsweg so gewählt werden, dass man möglichst wenige Abstriche bei Klarheit, Vollständigkeit und persönlicher Verbindung machen muss.

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