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Nach diesen 5 Feedback-Prinzipien arbeite ich

Als Lektorin habe ich rund 15 Jahre Erfahrung damit, Menschen für ihre Arbeit Feedback zu geben. Eine fundierte Rückmeldung liegt der Verbesserung jedes Textes zugrunde. Erst durch offenes Feedback können Autor:innen meine Änderungen verstehen und mitgehen, und das macht eine freudige und erfolgreiche Zusammenarbeit aus.


Oft habe ich es nicht nur einfach mit "Arbeit" zu tun. Was Menschen schreiben, kann extrem persönlich sein: Bücher tauchen tief in die Psyche ein, eine Online-Geschichte enthüllt ein Geheimnis aus der Vergangenheit - da gibt es Beispiele ohne Ende. Schreibende kehren oft ihr Innerstes nach außen, behandeln Traumata und große Sorgen, Verluste und Schicksalsschläge. Und damit begeben sie sich am Ende ganz bewusst in die Hände von Lektor:innen - die manchmal den Ruf von Besserwisser:innen haben ...


Als solche stehe ich nicht gerne da, selbst wenn meine Expertise in Sachen deutsche Sprache die von anderen übersteigt und einen großen Mehrwert bringt. Das versteht sich von selbst, ist ja mein Job. Nein, der Schlüssel ist, einfühlsam zu sein. Die Samthandschuhe, die ich mir beim Lektorieren überstreife, dürfen freilich auch nicht zu weich sein, damit ich wirklich das Beste aus einem Text herausholen kann.


Ein Lektorat besteht nicht nur (aber auch) aus der Kontrolle von Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung. Nachweisliche Fehler hierbei sind natürlich über alle Feinfühligkeit erhaben, die müssen raus. Interessant wird es, wenn Handlungsstränge gestrichen werden sollen, ganze Passagen umgestaltet, Nebenfiguren anders charakterisiert werden müssen oder neue Perspektiven das Werk abrunden sollen. Da geht es dann um Geschmack, um Zwischentöne und höchst Persönliches. Hier kommt es ganz drauf an, wie kommuniziert wird.


Lektorin Veronika Weiss kommuniziert offen und wertschätzend. Sie trägt einen schwarzen Blazer und hat einen Stift in der Hand. Im Hintergrund sind ein Schreibtisch und ein Bücherregal zu sehen.
© Konstantin Odin

Um heikle Änderungen nachvollziehbar zu argumentieren, folge ich beim Lektorieren fünf Prinzipien:

  1. Überblick

  2. Ehrlichkeit

  3. Transparenz

  4. Wertschätzung

  5. Lösungen

Was genau steckt jeweils dahinter?


1. Überblick

Mir ist es wichtig, vom Großen zum Kleinen zu gehen: Erst schildere ich meinen Gesamteindruck und skizziere die Wirkung des Textes, und von da aus arbeiten wir uns gemeinsam zu den Details vor.


2. Ehrlichkeit

Sich etwas vorzumachen, bringt niemandem etwas. Aus diesem Grund bin ich immer ehrlich. Vielleicht drücke ich etwas mal schonender aus, aber was ich denke und worin ich Verbesserungsbedarf sehe, kommt garantiert klar heraus.


3. Transparenz

Ich lege größten Wert darauf, dass Autor:innen glasklar nachvollziehen können, warum ich Kritik anbringe: Was genau wäre der Nutzen einer Korrektur an dieser Stelle? Wie profitiert das Werk davon und was bringt das den Leser:innen?


4. Wertschätzung

Ich bin Optimistin, mir fallen zuerst die guten Dinge auf - an Personen, an Situationen, an Texten. Und meine Freude darüber halte ich nicht zurück, denn ein herzliches Lob erleichtert es meinem Gegenüber, an anderer Stelle Kritik anzunehmen.


5. Lösungen

Meine Arbeit besteht darin, Lösungen vorzuschlagen. Je konkreter ich diese mache, desto einfacher für meine Kund:innen. Noch bevor es an die Umsetzung geht, nenne ich präzise Wege zur Verbesserung, und später formuliere ich Alternativen aus.


Auf diese Weise kann ich in der Sache selbst - also am Text - am meisten erreichen und erziele optimale Ergebnisse. Bei der Textarbeit geht es immer auch um den Menschen, der dahinter steht und dem ich ein gutes Gefühl geben möchte. Und nichts geht über die Begeisterung der Autor:innen, wenn sie merken, ihr Werk wird gerade ein ganzes Stück besser.

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